Dienstag, 22. September 2015

Mission der gottlosen Heiden ...

Ich war neulich beruflich in einem "Jobcenter". Da lagen Broschüren und Flyer aus von der "Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach" ... Das Heftchen mit dem Thema "Esoterik, Okkultismus, Aberglaube - was steckt dahinter?" ermunterte mich dann zum zugreifen. Es richtet sich an Leute, die sich mit spirituellen Praktiken beschäftigen, die nicht durch das Christentum propagiert und damit "legalisiert" werden. Somit ergibt sich natürlich für die Autoren dieses Machwerks nur eine logische Konsequenz: Menschen, die solche illegitimen Praktiken ausüben, haben einen Pakt mit Satan geschlossen.

Der methodische Aufbau dieses Heftchens wendet altbewährte Techniken an, die u.a. auch Bestandteil der "schwarzen Pädagogik" sind.
Zuerst versucht man die Leser also zu verunsichern, sie bis ins Mark hinein zu erschüttern. Hat man dieses Zile erreicht, setzt man nach und den Lesern wird dann im wahrsten Sinne des Wortes einen Höllenangst eingejagt. Wer nun ein "ungutes Gefühl" bekommt oder (je nach Vorschädigung durch "totalitäre/mißbräuchliche Systeme") in innerer Schockstarre versunken und dann mit hoher Wahrscheinlickheit auch retraumatisiert ist, dem bietet man dann als einzigen Ausweg die große Erlösung an durch den Glauben in einer Gemeinschaft, die allerdings ebenfalls totale Hingabe/Auslieferung erwartet und kritisches Nachfragen oder Zweifeln sofort als Zeichen eines satanischen Einfluss deutet.

Ich werde nun im Einzelnen auf die verschiedenen Schritte der angesprochenen Techniken eingehen:

Schritt 1 - Priming
Das Vorwort zum Einstimmen























Schritt 2 - Verunsichern
Nun kommt dann auch sofort und ohne Umschweife "der Teufel" ins Spiel, der hier als real existierende Wesenheit auftritt, denn einen "Vorteil" haben ja Menschen, die sich mit dem Übersinnlichen beschäftigen: Sie glauben an die Existenz von Geistwesen (die meisten von ihnen sind auch zusätzlich in ihrer Kindheit christlich geprägt worden). Es bedarf hie also wenig Überzeugungsarbeit, dass es neben Geistern, Feen, Elfen, Zwergen, Göttinnen und Göttern auch noch den Teufel gibt. 

Schritt 3 - Unsicherheit vertiefen
Nachdem also erwähnt wurde, dass es "den Teufel" tatsächlich gibt, wird dann ein Zusammenhang zwischen diversen psychischen Beschwerden und der Beschäftigung mit "dem Okkulten" hergestellt. Der Weg hin zum Okkultismus ist auch ganz klar erkennbar; er führt über Fantasy-Rollenspiele, Heavy-Metal und Black-Metal, Computerspiele, Mangas, Costplay direkt zum Tischerücken, Pendeln oder Kartenlegen. Auch Fantasy-Filme, -bücher oder Teenymagazine wie "Witch" werden als gefährliche Fallstricke des Teufels ausgemacht, die dieser auslegt, um ahnungslose und vor allem junge Menschen in seine Falle zu locken ...
Natürlich darf hier "Harry Potter" nicht fehlen und auch die "Uri Geller Show" wird erwähnt und natürlich auch das Halloween-Fest (welches schon allein deshalb gottloses Teufelswerk ist, weil es heidnische Ursrprünge hat  ... wie z.B. Ostern und Weihnachten auch)



Schritt 4 - Angst säen
Als nächstes kann man die Saat der Angst auf dem nun fruchtbaren Boden der inneren Unsicherheit ausbringen. Dies geschieht, in dem man zunächst den Teufel als treibende Kraft der Suche nach dem Übersinnlichen ausmacht ...

... und im Anschluss dann auch gleich Beweise für die Existenz des Teufels (Satans) und seiner Helfer, die Dämonen, anführt. Dass diese Beweise aus einem Buch stammen, welches nach literarischen Gesichtspunkten ebenfalls als Fantasy einzustufen wäre, wird hierbei großzügig ausgeblendet.

Schritt 5 - Angst vertiefen
Nun werden all die Symptome aufgeführt, die einem klar machen sollen, dass man schon längst in die Fänge Satans geraten ist. Auch hier gehört die Hinwendung zu diversen Praktiken (u.a. auch Schamanismus, Hypnose, Akupunktur, Antroposophie, Homöopathie, Autogenes Training, Meditation, Qi Gong, Yoga, etc.) ganz klar zum "Teufelswerk", und natürlich darf auch wieder die teufliche Musik nicht fehlen. Auch körperliche Symptome sind ganz klar Zeichen für einen satanischen Einfluss, wie z.B. eine "Häufung von Krankheiten, die von Ärzten nicht erklärt werden können ..." und diverse psychische Auffälligkeiten u.a. Verfolgungswahn, unnormale sexuelle Triebhaftigkeit, Zwangshandlungen, Selbstmordgedanken, Trinksucht, Herrschsucht, Knechtung unter fremdem Willen [die letzten beiden finde ich interessant, besonders wenn man sich mal die hiesige Kirchengeschichte betrachtet, aber auch den Punkt mit der unnormalen sexuellen Triebhaftigkeit sollte man nicht unkommentiert lassen, denn wer hat wann eigentlich festgelegt, was da als Norm gilt?]







Schritt 6 - Das große Finale: Die Rettung
Wenn der Leser dieser Broschüre dann endlich bis hierher gekommen ist und erkannt hat, dass er ein gottloses, sündiges Leben führt, für welches er auf ewig in der Hölle schmoren wird, bietet sich hier endlich die Rettung und Erlösung an; das heiß ersehnte Licht am Ende des Tunnels. Natürlich führt dieser Weg allein und ausschließlich über Jesus hin zu Gott.
Dafür muss der Sünder zutiefst bereuen und sich ganz demütig zeigen, sich Gott als Eigentum [Sklave?] anbieten und ihm Herz und Geist öffnen. Um zu verhindern, dass dieses Öffnen jetzt eventuell von einem Dämon oder gar Satan selber als willkommene Einladung angesehen wird, komplett Besitz von einem Menschen zu ergreifen, reicht es übrigens aus, wenn man alle okkulten Gegenstände vernichtet und zu Jesus betet [natürlich ist beten zu einer unsichtbaren Wesenheit namens Jesus KEINE Magie, weil: egal, es ist gut und KEINE Magie, basta!].



Wer jetzt Lust bekommen hat, die komplette Broschüre zu lesen, sollte sich direkt an die Heukelbach-Stiftung (heukelbach.org) wenden, dort kann man diese unter "Kostenlose Literatur - Infohefte" bestellen.

Übrigens: die Methode "1. Verunsichern 2.Verängstigen 3.Sich selbst als Rettung anbieten" ist dieselbe, mit der auch die rechten Rattenfänger arbeiten.