Dienstag, 22. September 2015

Mission der gottlosen Heiden ...

Ich war neulich beruflich in einem "Jobcenter". Da lagen Broschüren und Flyer aus von der "Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach" ... Das Heftchen mit dem Thema "Esoterik, Okkultismus, Aberglaube - was steckt dahinter?" ermunterte mich dann zum zugreifen. Es richtet sich an Leute, die sich mit spirituellen Praktiken beschäftigen, die nicht durch das Christentum propagiert und damit "legalisiert" werden. Somit ergibt sich natürlich für die Autoren dieses Machwerks nur eine logische Konsequenz: Menschen, die solche illegitimen Praktiken ausüben, haben einen Pakt mit Satan geschlossen.

Der methodische Aufbau dieses Heftchens wendet altbewährte Techniken an, die u.a. auch Bestandteil der "schwarzen Pädagogik" sind.
Zuerst versucht man die Leser also zu verunsichern, sie bis ins Mark hinein zu erschüttern. Hat man dieses Zile erreicht, setzt man nach und den Lesern wird dann im wahrsten Sinne des Wortes einen Höllenangst eingejagt. Wer nun ein "ungutes Gefühl" bekommt oder (je nach Vorschädigung durch "totalitäre/mißbräuchliche Systeme") in innerer Schockstarre versunken und dann mit hoher Wahrscheinlickheit auch retraumatisiert ist, dem bietet man dann als einzigen Ausweg die große Erlösung an durch den Glauben in einer Gemeinschaft, die allerdings ebenfalls totale Hingabe/Auslieferung erwartet und kritisches Nachfragen oder Zweifeln sofort als Zeichen eines satanischen Einfluss deutet.

Ich werde nun im Einzelnen auf die verschiedenen Schritte der angesprochenen Techniken eingehen:

Schritt 1 - Priming
Das Vorwort zum Einstimmen























Schritt 2 - Verunsichern
Nun kommt dann auch sofort und ohne Umschweife "der Teufel" ins Spiel, der hier als real existierende Wesenheit auftritt, denn einen "Vorteil" haben ja Menschen, die sich mit dem Übersinnlichen beschäftigen: Sie glauben an die Existenz von Geistwesen (die meisten von ihnen sind auch zusätzlich in ihrer Kindheit christlich geprägt worden). Es bedarf hie also wenig Überzeugungsarbeit, dass es neben Geistern, Feen, Elfen, Zwergen, Göttinnen und Göttern auch noch den Teufel gibt. 

Schritt 3 - Unsicherheit vertiefen
Nachdem also erwähnt wurde, dass es "den Teufel" tatsächlich gibt, wird dann ein Zusammenhang zwischen diversen psychischen Beschwerden und der Beschäftigung mit "dem Okkulten" hergestellt. Der Weg hin zum Okkultismus ist auch ganz klar erkennbar; er führt über Fantasy-Rollenspiele, Heavy-Metal und Black-Metal, Computerspiele, Mangas, Costplay direkt zum Tischerücken, Pendeln oder Kartenlegen. Auch Fantasy-Filme, -bücher oder Teenymagazine wie "Witch" werden als gefährliche Fallstricke des Teufels ausgemacht, die dieser auslegt, um ahnungslose und vor allem junge Menschen in seine Falle zu locken ...
Natürlich darf hier "Harry Potter" nicht fehlen und auch die "Uri Geller Show" wird erwähnt und natürlich auch das Halloween-Fest (welches schon allein deshalb gottloses Teufelswerk ist, weil es heidnische Ursrprünge hat  ... wie z.B. Ostern und Weihnachten auch)



Schritt 4 - Angst säen
Als nächstes kann man die Saat der Angst auf dem nun fruchtbaren Boden der inneren Unsicherheit ausbringen. Dies geschieht, in dem man zunächst den Teufel als treibende Kraft der Suche nach dem Übersinnlichen ausmacht ...

... und im Anschluss dann auch gleich Beweise für die Existenz des Teufels (Satans) und seiner Helfer, die Dämonen, anführt. Dass diese Beweise aus einem Buch stammen, welches nach literarischen Gesichtspunkten ebenfalls als Fantasy einzustufen wäre, wird hierbei großzügig ausgeblendet.

Schritt 5 - Angst vertiefen
Nun werden all die Symptome aufgeführt, die einem klar machen sollen, dass man schon längst in die Fänge Satans geraten ist. Auch hier gehört die Hinwendung zu diversen Praktiken (u.a. auch Schamanismus, Hypnose, Akupunktur, Antroposophie, Homöopathie, Autogenes Training, Meditation, Qi Gong, Yoga, etc.) ganz klar zum "Teufelswerk", und natürlich darf auch wieder die teufliche Musik nicht fehlen. Auch körperliche Symptome sind ganz klar Zeichen für einen satanischen Einfluss, wie z.B. eine "Häufung von Krankheiten, die von Ärzten nicht erklärt werden können ..." und diverse psychische Auffälligkeiten u.a. Verfolgungswahn, unnormale sexuelle Triebhaftigkeit, Zwangshandlungen, Selbstmordgedanken, Trinksucht, Herrschsucht, Knechtung unter fremdem Willen [die letzten beiden finde ich interessant, besonders wenn man sich mal die hiesige Kirchengeschichte betrachtet, aber auch den Punkt mit der unnormalen sexuellen Triebhaftigkeit sollte man nicht unkommentiert lassen, denn wer hat wann eigentlich festgelegt, was da als Norm gilt?]







Schritt 6 - Das große Finale: Die Rettung
Wenn der Leser dieser Broschüre dann endlich bis hierher gekommen ist und erkannt hat, dass er ein gottloses, sündiges Leben führt, für welches er auf ewig in der Hölle schmoren wird, bietet sich hier endlich die Rettung und Erlösung an; das heiß ersehnte Licht am Ende des Tunnels. Natürlich führt dieser Weg allein und ausschließlich über Jesus hin zu Gott.
Dafür muss der Sünder zutiefst bereuen und sich ganz demütig zeigen, sich Gott als Eigentum [Sklave?] anbieten und ihm Herz und Geist öffnen. Um zu verhindern, dass dieses Öffnen jetzt eventuell von einem Dämon oder gar Satan selber als willkommene Einladung angesehen wird, komplett Besitz von einem Menschen zu ergreifen, reicht es übrigens aus, wenn man alle okkulten Gegenstände vernichtet und zu Jesus betet [natürlich ist beten zu einer unsichtbaren Wesenheit namens Jesus KEINE Magie, weil: egal, es ist gut und KEINE Magie, basta!].



Wer jetzt Lust bekommen hat, die komplette Broschüre zu lesen, sollte sich direkt an die Heukelbach-Stiftung (heukelbach.org) wenden, dort kann man diese unter "Kostenlose Literatur - Infohefte" bestellen.

Übrigens: die Methode "1. Verunsichern 2.Verängstigen 3.Sich selbst als Rettung anbieten" ist dieselbe, mit der auch die rechten Rattenfänger arbeiten.

Sonntag, 22. September 2013

Alte Oberflächlichkeiten versus "neues Bewusstsein"

Ab und an habe ich das zweifelhafte Vergnügen, einen Blick in diverse Esoterik-Magazine zu werfen. Laut dieser Hochglanzheftchen sind wir inzwischen alle auf einer neuen Bewusstseinsstufe angekommen und demnach einen Schritt weiter in Richtung Erleuchtung oder was auch immer da als Ziel winkt.
Was mir jedoch in diversen Ausgaben dieser Art von Zeitschriften immer wieder ins Auge sticht sind die unzähligen Tipps zu einer bestimmten Art von Ernährung, die nicht nur unendlich jung sondern auch rank und schlank machen soll. Und nicht nur die Ernährung soll jung und schlank machen, nein, auch die zahlreichen Kurse, Workshops oder auch Bücher, in denen diverse Meditations-, Achtsamkeits- oder gar schamanische Techniken beschrieben und gelehrt werden, frei nach dem Motto:„Meditier Dich jung, faltenfrei und und schlank“ oder „Elfenkontakt zwecks Gewichtsreduktion“ …
Das Ganze nimmt neben den üblichen Channelings, dessen Informationsgehalt sich auf dem Niveau der Sesamstraße bewegt und dessen Weisheit sich auf „wir müssen uns nur alle liebhaben, dann wird alles gut“ beschränkt, inzwischen einen recht großen Raum ein.
Mich irritiert das alles ein wenig, da ich es seltsam finde, zum einen ein erweitertes, gereiftes und spirituell weiter entwickeltes Bewusstsein zu besitzen, sich andrerseits aber dem Jugendwahn der Filmindustrie und der Diktatur der Modedesigner zu unterwerfen und sich da nur allzu bereitwillig in eine Norm pressen zu lassen, die weder natürlich noch wirklich individuell ist.
Da diese Esoterikmagazine offenbar bei vielen Menschen auf positive Resonanz stößt, was sich an der Auflagenstärke gut erkennen lässt, scheint ein „erhöhtes Bewusstsein“ zumindest nicht auszuschließen, dass man nach wie vor auf Marketingstrategien hereinfällt, die genauso in den Magazinen angewandt werden, die beim Damenfriseur oder beim Arzt im Wartezimmer ausliegen.Ganz aktuell findet sich in einem Esoterik-Magazin eine Buchvorstellung zum Thema „abnehmen“. Da stellt der Autor des dort beworbenen Buches die Behauptung auf, dass man kaum Fett ansetzen würde, wenn man sich einfach nur selber akzeptiert. Selbstliebe als Diät, so simpel sei das. Dass das Bilden von Fettzellen ein Programm von Mutter Natur ist, welches als Überlebensstrategie bei immer wieder drohenden Hungersnöten gedacht war, scheint dem Autor in keinster Weise bewusst zu sein. Wir müssen einfach nur unsere Einstellung zum Essen ändern und schon hat dieses jahrtausende alte Programm von Mutter Natur keine Chance mehr.
Ich will hier jetzt gar nicht groß auf die Krankheit „Magersucht“ eingehen, bei denen die Betroffenen zwar kein einziges Gramm Fett ansetzten, dies aber sicherlich kein Zeichen einer ausgeglichenen und sich selbst liebenden Persönlichkeit ist. Genauso wenig möchte ich an die wohlbeleibten Buddhafiguren erinnern, um die Theorie des Herrn zu falsifizieren. Ich lenke mein Augenmerk gerade auf die junge Dame, die direkt neben dem Artikel posiert, in einer ihr definitiv viel zu großen Hose, augenscheinlich als Beweis dafür, dass das Abnehmen durch Eigenliebe hervorragend funktioniert. Sie hat offenbar die Stufe der Selbsterkenntnis erreicht, die wir Unwissenden erst durch das Lesen des Buches erlangen können.


Interessanterweise begegnet einem dieselbe junge Dame in einer der Zeitschriften wieder die man, wie weiter oben beschrieben, an bestimmten Örtlichkeiten begutachten kann. Hier erfahren wir, dass die junge Dame Lisa heißt und schon ganz verzweifelt war, weil sie durch die Schwangerschaft so viel zugenommen hatte. Sogar ihr Mann wollte nichts mehr von ihr wissen. Aber dank der Einnahme von bestimmten Schlankheitspillen (3x täglich eine) hatte sie dann endlich einen unglaublichen Erfolg bei ihrer Diät und auch ihr Liebesleben ist nun wieder in Ordnung.




Was ist passiert?
Liebte sich Lisa nicht genug und musste deshalb mit Pillen nachhelfen?
Funktioniert das mit der Selbstliebe und dem Abnehmen womöglich gar nicht?
Werden wir möglicherweise bloß nur verarscht?
Ist die ganze „Esoterikbranche“ einfach nur eine gigantische Gelddruckmaschine, die vorgibt, die Wünsche und Sehnsüchte zu bedienen, (die man mit einem wirklich erweiterten Bewusstsein gar nicht mehr haben dürfte) aber in Wirklichkeit den Hunger nach innerem Frieden und dem Gefühl immer und jederzeit behütet zu sein, gar nicht stillen kann, sondern einfach nur immer mehr Hunger erzeugt?


Sonntag, 19. Mai 2013

Opium fürs Volk ...

Als ich heute morgen in der Küche beim Frühstück saß, lief im Radio der Song "You and me" von Milow. Und wieder einmal fiel mir auf, wie weit doch mein Verständnis von "Liebe" von dem entfernt ist, was offensichtlich ein Großteil der Menscheit dafür hält.
Das Lied von Milow (und der Erfolg des Songs) ist ja nur ein Beispiel dafür:

"I wish you were a little bigger
Not just big but really really fat
Doors you would no longer fit through
In my bed you would have to stay."

"Ich wünschte Du wärst etwas umfangreicher
nicht nur wohlbeleibt, sondern richtig richtig fett.
Du würdest nicht mehr durch die Türen passen
und müsstest immer in meinem Bett bleiben."

Welch gruselige Vorstellung, so fett zu sein, dass man auf ewig in einem Raum gefangen sein wird. Es soll ja durchaus Männer geben, die ihre Freundin dermaßen mästen, dass sie eine Körperfülle erreicht, die schon lebensbedrohlich ist. Mit Liebe hat das wohl eher weniger zu tun, als viel mehr mit dem Wunsch, totale Kontrolle und Macht über "das Objekt der Begierde" auszuüben. Und von totaler Macht und Kontrolle singt er ja auch in der nächsten strophe:
"I often wish that you had feathers
I'd keep you in a giant cage
All day long I'd sit and watch you
And sing for you if it would be okay"

"Ich wünsche oft, dass Du Federn hättest
ich würde Dich in einem riesigen Käfig halten
Den ganzen Tag würde ich dort sitzen und Dich beobachten
und für Dich singen, falls es in ordnung ist."

Der Wunsch eines Mannes, die eigene Partnerin einzusperren und sie ständig unter Beobachtung zu halten scheint ja durchaus stark verbreitet zu sein. Dies wird dann offenbar auch für wahre Liebe gehalten, Eifersuchtsszenen inklusive. Dass wahre Liebe etwas mit Vertrauen zu tun hat, scheint inzwischen in Vergessenheit geraten zu sein. Und so passt auch das beliebte Lied "Alles aus Liebe" von den Toten Hosen ganz gut in hierher:
"Sobald deine Laune etwas schlechter ist,
bild ich mir gleich ein, dass du mich nicht mehr willst.
Ich sterbe beim Gedanken daran,
dass ich dich nicht für immer halten kann.
Auf einmal brennt ein Feuer in mir
und der Rest der Welt wird schwarz.
Ich spür wie unsere Zeit verrinnt,
wir nähern uns dem letzten Akt."

Diese totale Abhängigkeit des eigenen Gefühlsleben von den Aktionen und Stimmungen einer anderen Person, diese totale Fixiertheit nur auf einen Menschen, den man zum Mittelpunkt seines eigenen Da-Seins erkoren hat, hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit Suchtverhalten und so endet das Liede dann auch folgerichtig mit "dem letzten Akt":
"Ich bin kurz davor durchzudrehn,
aus Angst, dich zu verliern.
Und dass uns jetzt kein Unglück geschieht,
dafür kann ich nicht garantiern.

Und alles nur, weil ich dich liebe,
und ich nicht weiß, wie ich's beweisen soll.
Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist
und bringe mich für dich um.

Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist,
und bringe uns beide um."

Sowas ist übrigens traurige Realität für viele, die aus solchen kranken Beziehungen zu fliehen versuchen, sie werden umgebracht oder fast ins Grab geprügelt. Das muss dann "Liebe" sein, da schreckt man vor nichts zurück, um den anderen ganz zu vereinnamen und für sich allein zu behalten, auch wenn dieser sich räumlich trennt und auf Abstand geht. Dann rennt man ihm eben hinterher, wie in dem Song "Zurück zu dir" von Xavier Naidoo:
"Ich will zurück zu Dir
Und ich geb' alles dafür
Ich will zurück zu Dir
Ich steh' fast vor deiner Tür
Ich will zurück zu Dir, und dann lange nicht mehr weg
Ich brauche gar nichts, wenn am Ende ich ein wenig von Dir hätt'"

Da kann man allein schon vom Zuhören Beklemmungen kriegen. Schon dieses "Ich steh fast vor deiner Tür" klingt fast wie eine Drohung. Am liebsten möchte man dem Typen zurufen: "Hallo, wie wärs mal mit vorher anrufen?" oder "Meinst Du nicht, das hat nen Grund, warum sie weg ist? Schonmal drüber nachgedacht?" Aber nein, er hat sich was in den Kopf gesetzt und ist schon auf dem Weg und nicht mehr aufzuhalten ... er will ja auch nur "ein wenig" von ihr und dann ist die Welt wieder in Ordnung, mehr braucht er nicht zum Leben, Hauptsache, "Mutti" hat ihn wieder lieb, was "Mutti" will ist dabei zweitrangig.

Aber reife Liebe unter reifen Menschen sieht anders aus. Und genau das scheint das Problem zu sein: es gibt einfach viel zu wenig reife Menschen, stattdessen lauter groß gewordene Kinder, die nach wie vor die Anerkennung von Mami oder Papi suchen oder einfach erwarten, dass andere ihre Bedürfnisse stillen. Und die dürfen dann auch nie wieder weggehen, denn sie sind überlebenswichtig, weil man sich in völlige Abhängigkeit zu ihnen begeben hat.

Aber niemand will das Kind beim Namen nennen. Statt Sucht oder Abhängigkeit nennt man es "Liebe".

Donnerstag, 17. Januar 2013

Mafia-Ärzte?

Da gibt es doch in einem größeren Städtchen im östlichen Ruhrgebiet einen Kieferothodpäden, der mit äußerst aggressiven Methoden versucht, seine Extraleistungen an den Mann, bzw. an die Mutter zu bringen.

Wer seine Krankenkasse dazu befragt wird wahrscheinlich ebenfalls bestätigt bekommen, dass dies wohl kein Einzelfall ist und sich die Beschwerden über unseriöse Verkaufstaktiken bei Ärzten häufen.

Aber zurück zum Anfang, bzw. fast zum Anfang ;-). Irgendwann erschien eine Mutter mit ihrem Sohn in der Praxis des o.g. Kieferorthopäden. Der Sohn benötigte eine sogenannte feste Klammer (im Volksmund auch Schneeketten genannt). Im Vorfeld erfolgte die sogenannte Patientenaufklärung in deren Verlauf der Mutter dann auch die Zusatzleistungen vorgestellt wurden. Darunter u.a. eine Zahnversiegelung und spezielle Drähte.

Nach kurzem Überlegen entschied sich die Mutter dazu, eine der Zusatzleistungen, nämlich die Zahnversiegelung, in Anspruch zu nehmen, dafür wurde dann eine Ratenzahlung vereinbart. Aber offenbar war der Zahnarzt der Meinung, er habe an diesem Patienten (bzw. an der Mutter) noch nicht genug verdient und begann nun auch, die Spezialdrähte anzupreisen. Als er merkte, dass die Mutter kein Interesse hatte, holte er zum gezielten Tiefschlag aus: "Wissen sie, wenn man die normalen Drähte einsetzt, die von der Kasse vorgesehen sind, kann das sehr unangenehm, ja sogar schmerzhaft für das Kind sein."

Ein ganz eindeutiger Fall von emotionaler Erpressung und sicherlich kein Merkmal einer seriösen kieferorthopädischen Beratung. Und wer nun glaubt, das sei lediglich ein Ausrutscher gewesen, dem sei gesagt, nein, es war eiskalte Berechnung. Mütter werden mit der Angst um das Wohl ihrer Kinder unter Druck gesetzt, um das Portemonnaie ganz weit aufzumachen. Meiner Meinung nach eine ganz simple Abzocke.

Und es kam wie es kommen musste. Zum Ende der Behandlung mit der festen Klammer erfolgt noch eine ca. einjährige Phase in der der Patient dann ein sogenanntes Retentionsgerät tragen muss. Als Kassenleistung ist hier eine herausnehmbare Zahnspange vorgesehen und in den meisten Fällen ist diese völlig ausreichend (in den Fällen, in denen sie nicht ausreicht, übernimmt die Kasse auch eine andere Lösung), aber natürlich kann der Zahnarzt daran nicht wirklich viel verdienen. Also versuchte er nun der Mutter einen sogenannten Retainer als Zusatzleistung anzudrehen. Ein Retainer ist ein flacher Draht, der hinter die Zähne geklebt wird. Für diesen Draht (und das Aufkleben) werden ca. 300,- € in Rechnung gestellt. Mit dem Satz: "Wenn ihr Kind den Retainer nicht trägt, dann werden sich die Zähne alle wieder schief stellen", soll die Mutter schnell von der Anschaffung überzeugt werden.

In meinen Ohren klingt dieser Satz allerdings wie eine perfide Drohung. In Anbetracht der meist langjähirgen und mühseligen Behandlung ist es aber sicher kein Wunder, wenn diese Drohung ihre gewünschte Wirkung nur selten verfehlt. Für den Fall, dass eine Mutter besonders standhaft ist und sich auch hierdurch nicht einschüchtern lässt und sich weiterhin weigert eine Zusatzleistung zu buchen und zu bezahlen, legt man ihr dann ein noch eindrucksvolleres Schreiben zur Unterschrift vor. In diesem erklärt der Arzt, dass er als Fachmann zu der Behandlung geraten habe und sie diese abgelehnt habe, obwohl sie über die Konsequenzen aufgeklärt wurde. Hier wird nun also versucht, über die Masche der Autorität weiteren Druck aufzubauen, um der Mutter nun endlich doch noch eine Zusatzleistung verkaufen zu können (an dieser Stelle ein Dank an alle Eltern, die wissen, wie antiautoritäre Erziehung wirklich funktioniert und sie ihren Kindern angedeihen lassen ;-)).

Es sind also eigentlich sehr plumpe Psychotricks, die da von diesem Vertreter der weißen Zunft aufgefahren werden. Aber streng genommen geht es hierbei um (emotionale) Erpressung, Bedrohung und Einschüchterung, also sozusagen Mafia-Methoden die dieser Arzt als Verkaufsmethode anwendet ohne roth zu werden.

Wenn ich dann daran denke, dass dies offenbar völlig legal ist, andrerseits aber schnorrende Punks in Fußgängerzonen wegen "aggressivem Betteln" einen Platzverweis bekommen, dann wird mir mal wieder bewusst, in welcher Art von System wir leben ...

Sonntag, 18. November 2012

Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Neulich erreichte mich über Facebook die Anfrage einer Bekannten, doch bitte einer bestimmten Gruppe beizutreten, die sich nach außen hin einem sozialen Zweck verschrieben hatte. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich diese Gruppe dann als Sympathisant der rechten Szene. Natürlich bekennt man sich offiziell nur zu den Vertretern des Rechtsextremismus, die sich in der Parteienlandschaft breitgemacht haben und darum bemüht sind, sich dort den Anstrich der seriösen Biedermänner zu geben, denen "das Wohl des Volkes" (natürlich nur dem deutschen Teil) ein großes Anliegen ist.

Fielen Rechtsextreme früher meist durch dumpfe Parolen auf, die den Mündern von noch dumpfer dreinblickenden Gesichtern entwichen, welche zu Wesen gehörten, deren IQ ungefähr dem eines Joghurts entsprach (also der mit den rechtsdrehenden Milchsäurebakterien), sind sie inzwischen weitaus perfider in ihren Vorgehensweisen geworden. So bedienen sie sich seit Neuestem gerne hochgradig emotional besetzten Themen, bei denen sie auf große Zustimmung im Volk hoffen können, um sich so schrittweite das Vertrauen einer möglichsten breiten Masse zu erschleichen. Denn wer emotional betroffen ist, schaut nun auch nicht mehr so genau hin, wenn dann nach und nach andere Themen auf den Tisch gebracht werden; dient es doch sicher auch der guten Sache. So weicht man Widerstand und gesunden Menschenverstand auf und wenn man erst mal in den Herzen der Menschen sitzt, dann sitzt man auch bald in den Köpfen. Soweit also die Strategie.

Aktuell ist es das Thema "Gegen Kindesmißbrauch", welches benutzt wird, um auf Stimmenfang zu gehen. Und so ähnlich heißt auch die Gruppe auf Facebook, der offenbar schon so einige Menschen auf den Leim gegangen sind. Dabei wird natürlich allzugerne übersehen, dass auch die Erziehung von Kindern zu Intoleranz und Ablehnung gegenüber Menschen aus anderen Kulturen oder gar das Aufhetzten gegen solche Menschen streng genommen eine Form von Kindesmißbrauch ist. Kinder für die Weitergabe der eigenen Propaganda zu benutzen und Hass und Angst in ihre Herzen und Köpfe zu pflanzen ist Mißbrauch von Kindern.

Also, seid wachsam, wem Ihr Euer Vertrauen schenkt und welche Gruppen Ihr unterstützt und wer Euch nur benutzen/mißbrauchen will. Angst und Hass waren noch nie gute Ratgeber, denn sie machen taub und blind für die Wahrheit.

Sonntag, 15. Juli 2012

Ein Gruß von den Naturgeistern

Heute war ich seit langem mal wieder an einem Platz, der mir schon von Kindheit an vertraut ist. Drei Quellen entspringen dort. Ein wahrer Zauberwald, in dem auch eine Quellnymphe lebt. Sie liebt Süßes, Musik, bunte Bänder und den Rauch von bestimmten Kräutern. Den genauen Ort werde ich nicht bekannt geben, aber ich habe die Erlaubnis, einen kleinen Gruß von dort hier in meinen Blog zu stellen.

Und wer genau hinhört, kann die Nymphe singen hören ...


(Rauchopfer an der Tochterquelle)


(Blick stromaufwärts, Richtung Mutterquelle)

(die ganz alte Quelle, die Großmutter, wollte nicht ins Bild ...)


Montag, 7. Mai 2012

Christliche Magie und Ahnenkult

Am Wochenende war ich in Münster auf einem Sippentreffen (alles Holzäpfel inkl. PartnerInnen). Ein Programmpunkt dort war der Besuch der Ausstellung im Landesmuseum Münster "Die goldene Pracht". Dort sind auch viele sakrale Gegenstände ausgestellt, die mich doch irgendwie sehr an magische Fetische und Amulette erinnert haben: Eine Goldkrone, in der Dornen von der Dornenkrone Christi mit eingebracht sein sollen, goldene Büsten mit eingearbeiteten Knochen von "Heiligen", Arme aus Gold und Silber, in denen sich ebenfalls "heilige Knochen" befinden sollen und sogar Schädelkalotten (auch von "Heiligen"), die mit Gold und Edelsteinen zu sogenannten Reliquiaren umgewandelt worden waren. Da diese Gegenstände ja dazu dienen, den Gläubigen die Kraft der "Heiligen" nahe zu bringen, vermischt sich hier zum einen die klassische Ahnenverehrung mit dem Glauben an magische Kraftgegenstände, also sozusagen "christliche Magie".  Etwas Ähnliches ist mir im Zusammenhang mit der kubanischen Religion Palo Maymobe begegnet, bei der u.a. auch Totenschädel genutzt werden, um die Kraft der Verstorbenen zu nutzen und mit ihnen zu kommunizieren.

 Reliquiar mit Schädelkalotte


sogenannte Prenda der Palo Mayombe Religion



Interessant fand ich auch die Schreine, die mich irgendwie an thailändische oder balinesische Geisterhäuschen erinnert haben, wobei die "christlichen Geisterhäuschen" doch wieder mehr der "Ahnenverehrung" dienen und daher im magischen Sinne doch eher "Behausungen" für Totengeister sind und weniger für Ortsgeister.

Marienschrein


 Thailändisches Geisterhäuschen




In einem Raum fand sich auch eine Marienstatue mit Kind. Bei dieser Figur befand sich auf der rechten Brust ein blauer Edelstein (leider konnte ich von diesem Reliquiar keine Abbildung finden). Aus der Beschreibung konnte ich entnehmen, dass unter diesem Edelstein ebenfalls in einem kleinen Fach eine Reliquie untergebracht worden war, die sogenannte Liebfrauenmilch (also die Muttermilch der "heiligen Maria"). Ich wurde bei dieser Figur ganz fatal an afrikanische Fetische erinnert, bei denen die "magische Medizin" (Knochen, Mineralien, Pflanzenteile, etc.) ebenfall an bestimmten Körperstellen eingebracht und anschließend mit einem Spiegelglas verschlossen wird. Ob da wohl der Glaube diverse afrikanische Kulturen die Menschen im Mittelalter beeinflusst hat oder standen sich die Weltbilder der sogenannten "Naturvölker" und der Menschen im mittelalterlichen Europa einfach nur näher?